Tod im Internet – Was passiert mit meinem digitalen Ich?

Gepostet in: Internet - Leben

Puh.
Über den Tod nachzudenken ist nicht grad eine meiner liebsten Beschäftigungen.
Zu groß die Ungewissheit vor dem, wie’s sich anfühlen mag.
Zu endgültig das, was sein wird.

Doch obgleich ich (und wohl auch viele andere) darüber nicht so gern nachdenken:
Facebook denkt darüber nach.

Wait! What?
Facebook macht sich Gedanken über meinen Tod?

Wollen die mir jetzt schon Bestatter als personalisierte Werbung vorschlagen?

Nein, ganz so krass ist es nicht. (Aber ’ne gute Idee!)
Es geht darum, einen Weg zu finden, was mit dem eigenen Profil passieren soll/kann, wenn man selbst dieser Welt entschwindet.

Den Hintergrundgedanken finde ich gar nicht mal so schlecht.
Ich selbst habe mich – wenn ich denn mal über dieses deprimierende Thema nachgedacht habe – schon häufiger gefragt, was denn so mit meinen ganzen Spuren im Netz passieren wird, wenn ich mal nicht mehr stofflich bin.

Ist ja nicht wenig, was ich hier im virtuellen Raum zurücklasse.
Nicht wenig, in was ich meine Zeit investiert habe. Nicht wenig, was ich aufgebaut habe.
Klar, andere haben mehr „erschaffen“.
Andere sind aber nicht ich.
Ich verbringe einen sehr großen Teil meines Lebens im und mit dem Netz.
Ich habe dort Kontakte geknüpft, die ich pflege und Content erschaffen, den ich unterhalte, warte und regelmäßig ergänze.

Das Netz ist ein Teil von mir und ich bin ein Teil vom Netz.

Was passiert also mit all den Websites, den Kontakten, dem Content, mit all meinen Fotos, mit den erstellten Anleitungen bei Youtube, mit meinen Let’s plays und was weiss ich nicht alles, was da noch rumschwirrt, wenn ich nicht mehr bin?

Was passiert mit diesem Teil von mir und meinem Leben?

Nun, in einigen Fällen, werden die Hinterbliebenden dafür sorgen, dass die Verträge gekündigt werden, das Webhosting eingestellt und somit ein großer Teil meiner Spuren verschwinden wird. Der andere Kram wird vermutlich ewig weiter existieren ohne, dass je jemand mitbekommen wird, dass es den Schöpfer nicht mehr gibt.

Klingt für mich irgendwie gruselig.

Viel lieber wäre mir ja, wenn irgendwo ein kleiner Hinweis stehen würde, dass ich mich in Wohlgefallen aufgelöst habe. Eine kleine Mitteilung an die Zocker-Freunde aus Was-weiss-ich-woher und die Abonnenten, die vergeblich auf neue Videos warten.
Fragt mich nicht warum, aber irgendwie glaube ich, dass ich mich besser fühlen würde…

Wer tot ist, fühlt nix!

Naja, jedenfalls grätscht Kollege Facebook in genau diese Lücke und bietet schon seit einiger Zeit an, das Profil einer verstorbenen Person in den Gedenkzustand versetzen zu lassen. Natürlich nur nach entsprechendem Nachweis.

Zwischenzeitlich geht man – zumindest schon in den USA – ein Stück weiter und erlaubt dem noch lebenden Nutzer, einen Nachlassverwalter zu bestimmen, der im Fall des Ablebens die Pflege des Profils übernehmen kann.

Obgleich die Idee wohl erstmal makaber klingt, finde ich sie doch recht spannend und nützlich.
Ich mein, das ist ja zwischenzeitlich wirklich mehr, als nur als digitaler Datenmüll, den wir da so anhäufen.
Für viele, wie auch mich, ist das eigene Profil das, was für andere früher das Fotoalbum oder Tagebuch war.

Viele Erinnerungen an gemeinsame Momente. Höhen und Tiefen des Lebens, die darin festgehalten wurden.

Naja, nun muss ich mir bloß noch Gedanken machen, wie ich meinen Hinterbliebenden klar mache, dass sie eine bestimmte Seite auf meine Hauptdomain laden sollen, wenn ich abkratze…

Naja, bis dahin gibt es sicher eine Smartwatch oder irgendein anderes Gadget mit Herzfrequenz-Sensor, welches dann per IFTTT.com über ein entsprechendes Rezept den Job erledigt.

IF dead THEN post index.html TO FTP

 

Nachtrag v. 12.03.2015
Zwischenzeitlich sind mir durch Zufall tatsächlich Unternehmen über den Weg gelaufen, die auf Online-Nachlassverwalter machen. Google liefert euch entsprechende Ergebnisse. Echt gruselig, aber es gibt wohl einen entsprechenden Markt dafür…


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Jan B-Punkt

CEO, bitch!
Ich bin Jan, der Hauptakteur bei janbpunkt.de. Naja, eigtl. bin ich sogar der einzige Schreiberling hier. 1980 in Eckernförde geboren, lebe ich aktuell in Kiel und habe Spaß an Technik, Gadgets und dem Internet. Außerdem fotografiere und zocke ich gern. Verständlich, dass die meisten Artikel sich daher auf eben jene Themen beziehen.
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Miriam Quentin
9 Jahre zuvor

Ich finde das Nachdenken darüber sehr sinnvoll. Bei mir ist im letzten November beispielsweise ein guter Bekannter gestorben, der an seinem Geburtstag im Januar dann von xing als Geburtstagserinnerung ins Gedächtnis gerückt wurde. Das war schmerzhaft und ist bestimmt auch schmerzhaft für wen-auch-immer, der sein Emailkonto weiter verwaltet und an diesem Tag noch mal einem ganz neuen Schwung Leuten von seinem Tod berichten musste. Auch andere, die teils schon seit Jahren tot sind, tauchen immer mal wieder aus dem digitalen Nirvana auf. Es ist natürlich einerseits wichtig, sich an Verstorbene zu erinnern…andererseits finde ich, dass fB & Co dafür nicht… Weiterlesen »

Eva
9 Jahre zuvor

Wow, diese Gedanken die du hier mit uns teilst sind sehr interessant und auch wirklich berechtigt! Ich wüsste auch nicht, was mit meinem FB, Google oder Blog-Account passieren würde. Was wäre mit meinem Blog? Würde der gelöscht werden oder ist dann auch der „Gedenkzustand“ zu treffen? Wie kommen meine Verbliebenden dann überhaupt an Passwörter? Einfach so kleine Gedanken, die dennoch berechtigt sind. Danke für diesen Denkanstoß und für den Post – wirklich gut geschrieben!
Liebes Grüßle
Eva

http://evasphotographies.blogspot.de/
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