Glasfaseranschlüsse (FTTH/FTTB) sind eine feine Sache und bringen ordentlich Geschwindigkeit in die Butze.
So zumindest die Theorie.
Doch was, wenn die gebuchten 500Mbit/s vom Glasfaseranschluss nicht am PC oder Smartphone ankommen?
Man könnte als Kunde natürlich schnell den Eindruck bekommen, dass der Anbieter die Schuld daran trägt, dass das Internet über Glasfaser so langsam ist, jedoch kann der Fehler genauso gut in den eigenen vier Wänden bzw. im eigenen Equipment zu finden sein.
Daher möchte ich hier Hilfe zur Selbsthilfe bieten und die Top 5 der häufigsten Ursachen für eine schlechte (aka langsame) Internetverbindung trotz Glasfaseranschluss aufzeigen.
1. Nutzung von WLAN
Wir leben in einer Zeit, in der verkabelte Verbindungen in Privathaushalten kaum noch vorstellbar sind. Otto-Normal-NutzerIn setzt auf WLAN. Logisch. WLAN im Smartphone, WLAN im Tablet, Fire TV, Apple TV, Chromecast, XBox, Playstation etc pp. Wozu Kabel, wenn es doch auch wireless geht.
Im Prinzip ist das auch richtig, doch schnell können der falsche Routerstandort, architektonische Gegebenheiten, Störquellen und andere Widrigkeiten dafür sorgen, dass trotz WLAN nach 802.11ac von den gebuchten 500Mbit/s nur noch 30Mbit/s am Endgerät ankommen.
Lösungsvorschläge
- Router zentral positionieren
- prüfen, ob ein besserer WLAN-Kanal zur Verfügung steht
- Repeater einsetzen, um schlecht ausgeleuchtete Bereiche zu erreichen
2. Nutzung von Powerline-/PowerLAN/dLAN-Adaptern
Wer von sich aus schon festgestellt hat, dass das WLAN-Signal in den eigenen vier Wänden nicht optimal ist, greift in der Regel als nächstes zu Geräten, welche das Signal über die bestehende Stromverteilung übermitteln sollen: PLC-Adapter
Gut gedacht, hilft in den meisten Fällen aber auch nicht weiter, da das verwendete Signal stark von Dämpfungs- und Störeinflüssen abhängig ist. Weiterhin liegt die max. erreichbare Nettoübertragungsrate meist deutlich unter der (in der Werbung) genannten Bruttorate.
Lösungsvorschläge
- Verbindungen über unterschiedliche Stromkreise meiden
- Adapter direkt in die Wandsteckdose stecken und nicht an Mehrfachsteckdosen oder Überspannungsschutz betreiben
- Entfernung zwischen den Adaptern verringern
- andere Steckdosen ausprobieren
- andere Geräte, die mit am Stromkreis hängen, testweise ausstecken
3. Die (schlechten/falschen) Kabel
Wer eingesehen hat, dass die o.g. „Alternativen“ keine sind und sich darauf besonnen hat, Kabelverbindungen zu seinen Endgeräten herzustellen oder aber von Anfang an (strukturierte Hausverkabelung) auf selbige gesetzt hat, kann dennoch in Probleme laufen – egal, ob die Kabel vom Glasfasermodem (so denn vorhanden) zum Router oder vom Router zu den Endgeräten verlaufen.
Und zwar dann, wenn die verwendeten Kabel, Stecker und ggf. Anschlussdosen defekt, nicht auf Gigabit ausgelegt oder falsch verdrahtet sind.
Lösungsvorschläge
- Patchkabel müssen acht Adern und Kontakte im Stecker haben
- Hausverkabelung sollte mindestens Cat. 5e entsprechen
- prüfen, ob Kabellänge das Maximum überschreitet
- Messprotkoll vom Installateur anfordern
- andere Patchkabel ausprobieren
- andere Dose/Buchse ausprobieren
- Router direkt an ONT (Glasfasermodem) anschließen und Bandbreite messen
- Endgerät direkt an Router anschließen und Bandbreite messen
4. Der (eigene/alte/fehlkonfigurierte) Router und / oder Switch
Die meisten Anbieter bieten an, einen Router zu mieten. Dies hat – abgesehen von den (zumeist geringen) Mehrkosten – meiner Meinung nach nur Vorteile.
Leider werden diese Vorteile von vielen Kunden unterschätzt bzw. wird die eigene Fachkenntnis in diesem Bereich gerne überschätzt.
Und so ergibt es sich dann, dass ein Tarif mit 500Mbit/s ohne Router gebucht wurde, während im Hintergrund eine Fritz!Box 7272 werkelt, die vom alten Anbieter übernommen wurde und max. 100Mbit/s an den LAN-Anschlüssen bzw. max. 300Mbit/s per WLAN 802.11n rausgeben kann.
Dass man damit die gebuchte Bandbreite an einem Endgerät nicht ausreizen kann, versteht sich von selbst.
Und selbst wenn das Gerät technisch den Anforderungen entspricht, ist dies noch kein Garant für schnelles Netz. In einigen Fällen muss bei den Geräten die gebuchte Bandbreite in der Konfiguration hinterlegt werden, damit z.B. das QoS korrekt funktioniert und die gebuchte Bandbreite genutzt werden kann.
Die meisten Anbieter stellen Anleitungen zur Einrichtung eigener Hardware bereit. Ein Blick in diese Anleitungen kann, um die eigene Konfiguration zu prüfen, kann nicht schaden.
Manch ein Haushalt verfügt über einen Switch, um das Netzwerk zu erweitern. Dieser sollte natürlich auch genug Power haben, um die Bandbreite weitergeben zu können.
Lösungsvorschläge
- prüfen, ob der eigene (alte) Router den Anforderungen entspricht (Gigabit-LAN u. WLAN 802.11ax)
- Konfiguration des Routers prüfen
- Router vom Anbieter mieten oder einen neuen kaufen
5. Das Endgerät aka PC, Laptop, Tablet, Smartphone, Konsole etc pp
Es kommt etwas seltener vor, ist aber nicht unmöglich und sollte daher mit angesprochen werden: das Endgerät.
Man kann hausintern eine noch so tolle Infrastruktur geschaffen haben, wenn die Hardware im Endgerät nicht passt.
Es gibt tatsächlich noch Computer und Laptops, deren Netzwerkkarten kein Gigabit können oder nicht auf Gigabit eingestellt sind. Auch gibt es WLAN-Karten/-Adapter, die nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sind – dies gilt auch für andere Endgeräte (Tablets, Smartphones, Konsolen) älteren Baujahres.
Auch wenn es mittlerweile kaum noch vorkommen sollte, kann auch die mangelnde Gesamtleistung (Prozessor, RAM) des Endgerätes dazu führen, dass in einem Speedtest das Ergebnis zu gering ausfällt.
Lösungsvorschläge
- prüfen, ob Hardware den Mindestanforderungen entspricht
- Einstellungen der Hardware prüfen
- anderes Endgerät zum Vergleich heranziehen
Weitere Faktoren
Ein weiterer Faktor, der die gemessene Bandbreite am Glasfaseranschluss beeinflussen kann, ist der Speedtest selbst. Nicht jeder Anbieter von Speedtests hat genug Power, um einen Glasfaseranschluss verlässlich bewerten zu können. Weiterhin ist zu beachten, dass je nachdem, wie der Speedtest funktioniert/programmiert wurde, die Paketheader nicht in die Bandbreitenbestimmung mit eingerechnet werden, sodass man trotz anliegender 500MBit/s vllt. nur 480 MBit/s gemessen bekommt.
Ich empfehle fast.com und breitbandmessung.de.
Eigentlich versteht es sich von selbst, es sei aber dennoch darauf hingewiesen, dass ein Speedtest sinnlos ist, während der Anschluss von allen Nutzern aktiv genutzt wird. Man führt den Speedtest im besten Fall von einem kabelgebundenen Gerät durch, während das WLAN deaktiviert und alle anderen Geräte ausgeschaltet oder vom Router getrennt sind.
janbpunkt.de
Fazit
Wie man sieht, muss nicht immer gleich zum Telefon gegriffen werden, um den Internetanbieter zu kontaktieren, wenn der Glasfaseranschluss langsam zu sein scheint. In vielen Fällen reicht es schon, seine Hardware und deren Einstellungen zu hinterfragen bzw. zu prüfen, um die gebuchte Brandbreite im vollen Umfang nutzen zu können.
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Jan B-Punkt
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Schnell und übersichtlich zu lesen. Ein guter praktischer Leitfaden für mich.
Hier waren es nach der Schaltung durch Deutsche Glasfaser direkt an der Fritzbox mit 30cm LAN-Kabel zum Notebook an die 980Mbit Download und 540Mbit Upload. Das sind zwar „20Mbit zu wenig“, ist aber bei 1Gbit Nettorate wohl sehr gut. Nun evtl. 1 Monat später stelle ich bei einem Download zufällig fest dass es maximal ~11MB/s sind. Also ~88Mbit. Auch 90Mbit. Das sieht sehr verdächtig nach 100Mbit Netto aus. Obwohl es keinerlei Änderungen an der Technik gab. Nach einem gerne von aggressiven Trollen (evtl. Telekom-Fanboys) als Lüge bezeichneten Vorfall wo der Netzbetreiber einen lange Jahre bei 1und1 auf 41Mbit laufenden 50Mbit-Anschluss… Weiterlesen »
Kenne mich mit den Eigenheiten von expliziten DG-Anschlüssen nicht aus, weiß aber, dass Du, wenn Du den Rechner direkt an den ONT/an das Modem anschließt, eine Breitbandverbindung mit Deinen Login-Daten anlegen musst. Dazu gibt es Anleitungen im Netz. Hast Du im Heimnetz-Reiter der Fritz!Box mal geschaut, mit wie viel MBit die Verbindung zu Deinem Rechner besteht bzw. wie viel MBit zwischen Fritz!Box und Modem? Nicht, dass was mit den Kabeln oder dem Netzwerkadapter des PCs fischig ist. Wäre nicht das erste Mal. Ansonsten bleibt wohl erstmal nur abzuwarten, was Deine Anfrage ergibt. Vllt. ist’s ja wirklich ein größeres Problem beim… Weiterlesen »
Wer einen Glasfaser Abschluss mit Gibt buchen will kann mit dem Tool Iperf zu testen. Damit kann man den Datendurchsatz offline prüfen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das über LAN Kabe bis zu 950 Mbit bei mir möglich sind. Bei WLAN sieht das ganz anders aus. Da bekommt .an höchstens die Hälfte der Bruttodatenrate übertragen. Einfach Iperf auf YouTube googeln.